In den ewigen Film- und SF-Besten-listenlisten finden wir unverrückbar „2001: Odyssee im Weltraum“. Die von Stanley
Kubrick meisterlich verfilmte Geschichte des grandiosen Science-Fiction Autors Arthur C. Clarke zeigt sich beim Wiederschauen auch nach mehr als 50 Jahren (der Film entstand 1968) von
überraschender Frische, ja Aktualität. Der zentrale Gegen-stand des Plots dreht sich um die Frage, ob eine künstliche Intelligenz Bewusst-sein entwickeln kann, sich gegen und über den Menschen
stellen kann und schließlich die Oberhand gewinnt. Heute wird in vielen Speziallaboren aller großen Technologiekonzernen, von Apple über Google bis Facebook und
Amazon, mit horrenden Investitionen nach Antwort auf diese Frage geforscht. Uneins ist man in der Wissenschaft, ob diese „Technologische Singularität“, also der Zeitpunkt, ab dem
eine von uns geschaffene künstliche Intelligenz uns Menschen in allem über-treffen wird, jemals erreicht wird, und wenn ja, welche Folgen es für die Menschheit haben
wird.
Kubricks Film entstand nach dem gemein-sam mit Clarke geschriebenem Drehbuch, das wiederum auf Clarkes Kurzgeschichte „The Sentinel, deutsch: Der Wächter“ von 1951
basiert. Die künstliche „Hauptperson“ neben den menschlichen Besatzungsmitgliedern im Weltraumschiff ist HAL 9000, der das Schiff steuert, überwacht und sich um das Wohl der anvertrauten
Menschen kümmert.
Lange wurde vermutet, dass der Name HAL in Ableitung des Firmennamens IBM, der maßgeblichen Computerfirma damals entstand (jeweils 1 Buchstabe im Alphabet zurückgesetzt). Clarke
dagegen sagte, der Name sei die Abkürzung von Heuristic Algorithmic.
HAL unterhält die Besatzung auf dem langen Weltraumflug mit dem Schachspiel, das er weit besser beherrscht als die Menschen. Er hat diese Teil-Singularität also längst erreicht. Tatsächlich
ereignete sich die „schachliche Singularität“ fast dreißig Jahre später im Jahre 1997 als der damalige Schachweltmeister Gary Kasparow einen Wettkampf gegen Deep Blue, ein von IBM
entwickeltes Schachprogramm, verlor.
Im Film spielt HAL mit den schwarzen Steinen gegen den Astronauten Dr. Frank Poole. Im 15. Zug kommt es zu
einer Matt-ansage durch HAL, die vielleicht zur berühmtesten Mattankündigung der Filmgeschichte und zur Legende wurde.
Wie man schon wiederholt in anderen Filmen oder Romanen (siehe Stefan Zweigs Schachnovelle) festgestellt hat, wird auch hier nicht eine fiktive Partie gespielt, sondern eine echte
historisch belegte Partie nachgespielt. Kubrick be-diente sich in „2001“ eines Partieverlaufes einer Schachbegegnung aus dem Jahr 1910. Damals fand in Hamburg der XVII: Deutsche
Schachbund (DSB) Kongress statt. Im Hauptturnier B, Gruppe 3, kam es zur Begegnung des Münchner Spielers Roesch und des Deutschen Schach-meisters Willy Schlage. Schlage besiegte
Roesch wie HAL den Astronauten Poole.
Und damit verewigte Kubrick indirekt auch Hamburg als Turnieraustragungsort in seinem unsterblichen Film.
Die Partie:
Frank Poole - HAL 9000
[Roesch
- Schlage (Hamburg 1910)]
1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6
3. Lf1–b5 a7–a6 4. Lb5–a4 Sg8–f6
5. Dd1–e2 b7–b5 6. La4–b3 Lf8–e7
7. c2–c3 0–0 8. 0–0 d7–d5
9. e4xd5 Sf6xd5 10. Sf3xe5 Sd5–f4
11. De2–e4 Sc6xe5! 12. De4xa8?? Dd8–d3!
13. Lb3–d1 Lc8–h3
An dieser Stelle wird im Film das Spiel eingeblendet, und Frank nimmt wie Roesch 1910 den Bauern auf
a6:
14. Da8xa6
HAL an dieser Stelle zu Frank (im Original): "I'm sorry Frank, I think you missed it. Queen to bishop three (die Partie wird auf einem Bildschirm gespielt und der Zug wird ausgeführt – HAL sagt seine Züge bloß an), bishop takes queen, knight takes bishop, mate." "Yeah. Yes, looks like you're right," antwortet Poole und gibt auf.
Tatsächlich führt 15. … Df3 16. Ld1xDf3 zu
16.Se5xLf3 #Matt.
Doch hier irrte HAL; seiner vorhergesagten Zugfolge fehlt die Zwangsläufigkeit. Die Dame muss nicht geschlagen werden, und Weiß kann einige andere Züge
machen und damit den Verlust hinauszögern. Viele Kritiker sahen darin keinen Fehler Kubriks, sondern einen versteckten Hinweis auf den späteren Zusammenbruch von HAL. Kubrik,
der stets penibelst arbeitete und ein ausgezeichneter Schachspieler war, dem war ein solch offensichtlicher Fauxpax einfach nicht zuzutrauen.
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