Im Jahr 2024 gab es zwei Schachereignisse, die weltweit für mediale Aufmerksamkeit sorgten, ihren seltenen Weg in die allgemeinen Nachrichten fanden und sich ihren Platz in der Schachgeschichte
sicherten:
Vom 10. bis 22. September fand in Budapest die 45. Schacholympiade statt. Den ersten bemerkenswerten Rekord gab es bei den teilnehmenden Mannschaften: 188 Mannschaften bei den Männern und 169
Mannschaften bei den Frauen kämpften um olympische Medaillen, so viele wie nie zuvor. Für eine noch größere Überraschung sorgten die siegreichen Mannschaften. Bei den Männern gewann ein junges
indisches Team ungeschlagen (10 Siege und ein Unent-schieden) die Goldmedaillen. Sensationell belegten auch die indischen Damen nach den 11 Runden den ersten, goldenen Platz. Zwei indische Teams
auf Platz 1!
Die deutschen Teams belegten bei den Herren Platz 7 und bei den Damen Platz 22. Die Zeiten, in denen wir um die vorderen Plätze mitkämpfen konnten, sind lange vorbei.
Im indischen Männerteam saß am Spitzenbrett der achtzehnjährige Nachwuchsspieler Dommaraju Gukesh, der nur ein Vierteljahr später im Dezember für eine weitere indische Sensation sorgen und
Weltschachgeschichte schreiben sollte:
Vom 25. November bis 12. Dezember fand in Singapur der Kampf um die Schachweltmeisterschaft statt. Ding Liren, Weltmeister aus China, musste gegen seinen Herausforderer, eben jenen Inder Gukesh,
antreten, um seinen Titel zu verteidigen. Das Match war auf 14 Runden angesetzt, bei Gleichstand sah das Reglement einen Schach-Tiebreak zur Entscheidung vor.
Die beiden boten der mitfiebernden Schachgemeinde ein packendes Turnier mit Spannung bis zum Schluss: Nach 13 Partien stand es 6,5:6,5. Nur ein Sieg in der letzten Partie konnte die Entscheidung
bringen. Und ausgerechnet hier zeigte der Weltmeister im 55. Zug Nerven, ja, er verlor sie und „patzte“ wie ein Kreisligaspieler. (Man möge mir diesen Vergleich verzeihen - ich bin
Kreisligaspieler und habe selbst schon solche Patzer produziert.)
Dieser weltmeisterliche Fehler machte Gukesh zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten und um 1,3 Millionen Dollar reicher, dazu Ruhm, Ehre und den Status eines indischen Nationalhelden. Diren musste sich als Verlierer mit 1,2 Millionen Dollar begnügen. Und mir ... brachte es den Trost, dass wir alle Menschen sind und Fehler machen. Das unterscheidet uns von den kalten, fehlerfreien Maschinen und Algorithmen.
In den ersten Tagen des jungen Jahres 2025 verlor die deutsche Schachgemeinschaft einen ihrer größten Schachmeister, nach Emanuel Lasker wohl den erfolgreichsten Spieler auf Weltniveau: Robert
Hübner starb am 5. Januar in Köln nach zweijährigem Kampf gegen den Krebs im Alter von 76 Jahren. Die Beschreibung seines Schachlebens, seiner Erfolge und seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit
wäre eine eigene Schachecke wert. Ich beschränke mich hier auf die anekdotische Pointe, dass auch er auf dem Weg zu erträumten Schachgipfeln an einem Anfängerfehler scheiterte: Bei einem seiner
zahlreichen WM-Anläufe führte er zwar 1980 im Kandidatenfinale gegen Kortschnoi in Meran zunächst mit 2:1, doch in der siebten Partie übersah er in einem ausgeglichenen Endspiel eine
Springergabel und verlor einen ganzen Turm. Diesem Verlust folgten zwei unbeendete Partien (Hängepartien) und er brach entnervt das Match ab. (Meine Gefühle siehe oben.)
Die Schachabteilung von St. Pauli (frisch in die höchste Spielklasse aufgestiegen) beginnt das neue Schachjahr am 11./12. Januar mit einem Spitzenspieler in ihrer Bundesligamannschaft. Erstmals
kommt ihr sensationeller Neuzugang, der Weltranglistenerste Magnus Carlsen, in einer Bundesligarunde zum Einsatz.
Carlsen erspielte für St. Pauli 1,5 Brettpunkte und verhalf St. Pauli zum ersten Bundesliga-Mannschaftssieg bei der Begegnung gegen Solingen.
Auch in Volksdorf beginnt das Schachjahr erfreulich positiv. Der Schachklub Volksdorf schickt in diesem Jahr drei Mannschaften ins Rennen der Hamburger Ligen. Die erstmals teilnehmende dritte
Mannschaft gewann ihr Auftaktspiel in der Basisklasse, und auch die erste Mannschaft siegte in der ersten Runde der Bezirksliga klar gegen den Nachbarn Sasel.
Schach auf allen Ebenen im Aufwind.
"Räucherkate", Claus-Ferck-Str. 43, 22359 Hamburg Volksdorf
Unser barrierefreies Spiellokal, die "Räucherkate", ist mit der U-Bahn (U1 bis Volksdorf), Bus und Auto gut zu erreichen.